HDS/L-Symposium „Die Welt in Bewegung“ bewegt die Branche nach Berlin

Die künftige wirtschaftliche und politische Entwicklung in Deutschland und Europa stand im Mittelpunkt des 7. HDS/L-Symposiums am 5. Mai. „Das war eine gelungene Veranstaltung mit spannenden Vorträgen und vielen Inspirationen“, resümiert HDS/L-Hauptgeschäftsführer Manfred Junkert, der in der Berliner Reinhardtstraße 14, dem künftigen Sitz des HDS/L und der Zentrale des Gesamtverbandes der deutschen Textil- und Modeindustrie, mehr als 100 Teilnehmer aus Industrie, Handel und Messewesen begrüßen durfte. „Unser Ziel, über den Tellerrand der täglichen Routine hinaus zu schauen, haben wir mit dieser Veranstaltung einmal mehr erreicht.“

Zu Beginn des Symposiums stellten der HDS/L-Vorsitzende Ralph Rieker und Ingeborg Neumann, Präsidentin von textil+mode, die zahlreichen Gemeinsamkeiten der beiden Verbände heraus. „Nie war der Outfit-Gedanke, über den wir seit Jahren sprechen, so greifbar wie heute“, so Ralph Rieker in seinem Grußwort. „Durch die neu geschaffene enge Verzahnung und gemeinsame Präsenz in der Hauptstadt können wir zahlreiche Synergien nutzen. Unser Ziel ist es, wichtige Entscheidungen der Politik zu beeinflussen und rechtzeitig mitzubestimmen, um die politischen Rahmen-bedingungen für unsere erfolgreiche deutsche Schuh- und Lederwarenindustrie auch in Zukunft positiv gestalten zu können.“

Die Diskussion um die Zukunft Europas lässt sich nicht mehr auf eher binnenorientierte Aspekte wie die Folgen von EU-Parlamentswahlen, die Stärkung der Demokratie oder die Zusammenarbeit der Europäischen Nationalstaaten beschränken. Die zentralen Herausforderungen an das europäische Wertesystem werden zunehmend von der Dynamik globaler Entwicklungen bestimmt. Welche Rolle spielt zum Beispiel die Migration in Zeiten des Fachkräftemangels? Wie können Wirtschaftswachstum, Gemeinwohl und Umweltschutz gleichermaßen berücksichtigt werden? Wie bleibt die Schuh- und Lederwarenbranche weltweit wettbewerbsfähig? In den Redebeiträgen des Symposiums wurden politische Gründe auf Bundes- und europäischer Ebene beleuchtet und zu erwartende künftige Entwicklungen aufgezeigt.

Wettbewerbsfähigkeit erhalten! Entscheidungen treffen!

Mit Blick auf eine aktuelle Studie der Unternehmensberatung PWC prophezeit der Bundestagsabgeordnete Torsten Frei, dass Deutschland im Jahr 2050 nur noch die zehntgrößte Volkswirtschaft weltweit und die einzige echte europäische Wirtschaftskraft sein werde. Andere EU-Staaten unter den heutigen Top Ten wie Frankreich und Großbritannien fielen sogar noch weiter zurück und würden von Krisenländern wie Nigeria und Pakistan überholt. Der CDU-Politiker propagiert eine moderne mittelstandsorientierte Wirtschaftspolitik, die Stärkung der Innovationskraft sowie Investitionen in Bildung und Nachwuchsförderung, um auch in Zukunft die Wettbewerbsfähigkeit und den Wohlstand Deutschlands erhalten zu können.

Noch ist Deutschland die Wachstumslokomotive Europas. Doch wie nachhaltig ist diese Entwicklung? Die Krise in der Eurozone und die Vernachlässigung notwendiger Reformen könnten den Aufschwung bremsen. Der Vortrag von Prof. Dr. Clemens Fuest, Präsident des Zentrums für Europäische Wirtschaftsforschung (ZEW) in Mannheim und Professor für Volkswirtschaftslehre an der Universität Mannheim, skizzierte eine Reformagenda für nachhaltiges Wirtschaftswachstum in Deutschland und Europa. „Anstatt sich aufs Umverteilen und auf Eingriffe in die Preisbildung zu konzentrieren, wäre es an der Zeit, die Staatsausgaben auf Möglichkeiten für Kürzungen oder Umschichtungen zu durchforsten und die Sozialen Sicherungssysteme demographiefest zu machen“, ist Fuest überzeugt. Darüber hinaus forderte er weitere Reformen für die Eurozone, flexiblere Arbeitsmärkte und ein glaubwürdiges Verfahren für staatliche Insolvenzen.

Über die aktuellen Entwicklungen der EU-Handelspolitik mit Blick auf die Schuh- und Lederwarenindustrie referierte Prof. Dr. Frank Hoffmeister, stellvertretender Kabinettschef des Kommissars für Handel, Karel de Gucht, und Referatsleiter der Generaldirektion Handel, Referat Handelsschutz in Brüssel. Nach einer Übersicht über die komplexen Strukturen von EU-Kommission, -Rat und –Parlament ging er auf die Verhandlungen über Freihandelsverträge und auf die aktuelle Debatte zu TTIP ein. Auf besonderes Interesse stießen seine Ausführungen zu den Brüsseler Initiativen um „Anti Dumping-Zölle“ und die Ursprungskennzeichnung „made in“. Der HDS/L lehnt den Herkunftsnachweis im Gegensatz zu einigen anderen europäischen Ländern kategorisch ab.

Im Schlussvortrag zeigte Bundesliga-Schiedsrichter Knut Kircher Wege der Wahrnehmung auf und ließ das Zustandekommen von Entscheidungen nachvollziehbarer werden. Der ebenso amüsante wie informative Beitrag gab Impulse, so zu denken wie er auf dem Platz − getreu seinem Motto: „Für mich trifft auf dieser Welt nur einer Entscheidungen. Und das bin ich.“

Zum Seitenanfang